Talfahrt von Guntersblum nach Wellmich, 7. und 8. September 2019

Endlich! Endlich regnet es! Seit Wochen Trockenheit, fast so schlimm wie 2018. Endlich regnet es, genau jetzt, da wir uns aufmachen zur Talfahrt nach Wellmich! Man kann es sich nicht aussuchen! Vorweg gegriffen: nach dem verregnetem Wochenende unserer Talfahrt war es wieder saharatrocken. Man könnte in ein Paddel beißen vor Zorn, aber …man kann es sich nicht aussuchen.


 

Also, schon von daheim herkommend mit Regenhut auf dem Scheitel und Regenjacke auf kurzer Hose, denn kalt ist es nicht, hat sich wieder eine große Paddlerschar eingefunden, um gemeinsam auf dem großen Fluß vor unserer Haustür gen Wellmich zu paddeln. Wie gewohnt wird die Startzeit leicht verzögert, doch alsbald befinden wir uns in großer Formation auf dem Weg nach Nierstein, Verzeihung, der Stadt Nierstein.

Es regnet am Start, es regnet bei Nierstein. Die erste Pause eng zusammenliegend bei Süßigkeiten, Worscht und Woi. Es regnet! Das Wasser ist sommerlich warm, fast ist man gewillt, wenn man sowieso naß ist, nach Mainz zu schwimmen. Warm genug ist es. Wellen vorbeifahrender Schiffe schütteln uns auseinander, als wollten sie uns zurufen, paddelt endlich, ihr faule Bande. Ja, ja wir paddeln ja schon. Mein Gott wäre das schön, wenn jetzt die Sonne schiene. Es regnet! Wenigstens kein Gegenwind!


 

Wir sind 18 Paddler mit drei Zweiern und der Rest in Einern. Wir fahren an Nackenheim vorbei . Keiner am Ufer. Sonst sieht man schon den einen oder anderen Hundeführer, heute regnet es. Nur Angler hie und da, die angeln im Dunkeln, die angeln im Hellen, die angeln bei Regen, die angeln immer, das sind quasi Profis! Kurz hinter dem fröhlichen Weinberg müssen wir weit nach rechts in die Fahrrinne ausweichen, weil durch das Niedrigwasser die riesige Sandbank mit wenig Wassertiefe das Paddeln zäh macht. Mainz kommt in Sicht und es regnet. Ich wärme mir die kalten Hände im warmen Rheinwasser. Ansonsten ist man aber warm eingepackt unter der Spritzdecke und mit Regenhut und wasserfester Jacke. Mancher am Mainzer Ufer denkt bestimmt, die spinnen: bei dem Wedder uff`m Wasser, naa, naa, im Leewe net wollt ich mit dene dausche. Der hat keine Ahnung, der Mainzer! Mist, es regnet immer noch. Als bunter Blickfang taugen wir sonst beim Vorbeifahren an der Mainzer Uferpromenade, doch heute guckt noch kein Hund nach uns, denn bei so einem Wetter schickt man diese Tiere ja nicht vor die Tür, außer Ohnackers ihren Strubbi. Der schaut gleichgültig beim Zweier vorne aus der Luke raus und muckst sich nicht, weil man eben bei so einem Wetter keinen Hund rausschickt. Ohnackers scheinen das nicht zu wissen. Strubbi wirkt beleidigt, er ist ja auch naß wie eine Katze. Welcher Hund möchte schon mit einer Katze verglichen werden. Strubbi scheint selbst dieser Vergleich egal zu sein. Nie war mir ein Hund emotional so nahe!


 

Wir nähern uns einem der beiden Mombacher Kanuvereinen, dem KSG. Es regnet nicht mehr! Freundlich begrüßt vom Platzwart Frank, gehen wir an Land und nehmen auf der überdachten Terrasse Platz zum Mittagessen aus bunten Tupperdosen. Frank spendiert Schokolade, aber erst nachdem wir uns in das verflixte Gästebuch eingebracht haben.

Derweil regnet es ein wenig, um dann doch endlich aufzuhören. Bis nach Geisenheim regnet es nicht mehr. Dort angekommen, heben hilfreiche Hände alle Boote ans Ufer. Wir holen die Zelte aus den vorgestellten Autos, um sie aufzuschlagen.

Ach ja, es regnet, nur kurz, während wir die Zelte aufbauen. Eine heiße Dusche und dann ab zum Griechen mit kompletter Mannschaft. Familie Ohnacker und Margot verlassen uns nach dem Abendmahl und reisen ab.

Bei leichtem Regen geht`s zurück und alle verschwinden sofort in den Kojen. Moritz Ohnacker müht sich im Schein einiger Taschenlampen sein Zelt aufzubauen, bei leichtem Regen versteht sich.

Am Morgen frühstücken wir auf der überdachten Terrasse der Campingplatzverwaltung, denn es regnet leicht, aber danach ist wirklich Schluß. Die Sonne schaut nach uns und ist wohl zufrieden, dass wir guter Laune sind. Einige fahren die Autos nach Wellmich. Die anderen machen alle Boote fertig, sodass wir sofort starten können, wenn die Autovorsteller zurück sind.

Wanderwart Klaus Anderweit gibt Anweisung für die Sicherheit und in enger Formation geht`s los Richtung Binger Loch. Wir haben Gegenwind. Gischt spritzt entgegen. Ich werde wieder naß, auch ohne Regen. Macht nix, ich bin gut vorbereitet, trage auch meine Schwimmweste! Starker Schiffsverkehr fordert maximale Aufmerksamkeit. Wir warnen uns gegenseitig, wenn ein Talfahrer von hinten überholt. Selten habe ich so viele Ausflugsschiffe gesehen.

Die Burgenlandschaft entlohnt uns wieder links und rechts entlang des Rheins. Immer wieder ein Erlebnis!! Ja der alte Vater Rhein hat nichts an Reiz verloren, er wirkt sogar jugendlich, wenn er uns auf seinem Rücken durcheinander schüttelt.


 

Mittagspause, traditionell auf der Rheinpfalz bei Kaub. Zunächst etwas rüde, dann freundlich werden wir vom Fährmann der Insel angesprochen, wir mögen unseren Müll mitnehmen. Eine Selbstverständlichkeit, derer man uns nicht ermahnen muß!


 

Weiter geht es mit gefülltem Magen und erwartungsvollem Herzen zur Loreley, die trotz geringem Wasserstand und hohem Schiffsverkehr nur wenige Wellen bereithält. Schon seit einigen Besuchen habe ich den Eindruck, dass die blonde Dame an Verführung verloren hat, oder liegt`s an meinem Alter? Ich würde mich mittlerweile trauen auf einer Luftmatraze an ihr vorbei zu paddeln. Liebe Loreley, wenn Du es nicht mehr packst, dann setzen wir die Feldbusch oder Heidi Klumb da oben auf die Kante. Was sollen denn die fernöstlichen Touries von uns denken, wenn sie dieses harmlose Geplätscher sehen? Die germanischen Sagen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren! Fake news!

 

Die Fahrt geht hinter dem sagenumwobenen Felsen wie gewöhnlich schnell zu Ende. Aussteigen, Boote verladen, Paddler verladen, niemanden vergessen! Warum regnet es eigentlich nicht?

 

An dieser Stelle wieder unser Dankeschön für die Organisation der Fahrt durch Klaus Anderweit. Ebenso Dank an die, die ihr Fahrzeug zur Verfügung stellen, vom Vorfahren bis zum Rücktransport. Noch zur Ehrenrettung dieser Fahrt: sie ist eine besondere Tradition und Regen kann ihr nicht schaden. So schlimm war es auch nicht. Ich habe übertrieben.

 

Nachwort: Übrigens als ich nach Hause kam, mit meinem Caravan, warteten seit einer Stunde zwei Herren, die unser Auto kaufen wollten. Wir hatten inseriert. Ich hätte nie gedacht, dass man auch dreckige Autos verkaufen kann. Wie man sich täuschen kann.
 

Der Tag endete mit starkem Regen./rk

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