Puh …- das war vielleicht ein Teufels-Ritt und das, kaum, dass wir am 1. Paddeltag die Boote bestiegen hatten. Zuerst sah alles ganz friedlich aus. Blauer Himmel, Sonne und kaum Wind versprachen einen ruhigen Paddeltag. Dann jedoch, zuerst ganz leichte, dann kontinuierlich stärker werdende, kreuz und quer verlaufende hohe Wellen, die uns alles abverlangt haben. Immer wieder ein Blick zurück, ob noch alle im Boot saßen, das Paddel fest in der Hand kämpften wir uns mühsam über den See zur Insel Reichenau. Nach einer kurzen Verschnaufpause ließen wir entgegen der ursprünglichen Planung die Insel nun rechts von uns liegen und paddelten im Windschatten unseremTages-Ziel entgegen. Beim KC-Konstanz schlugen wir die Zelte auf, bevor wir uns nach einer erfrischenden Dusche zu einem Stadtrundgang in Konstanz entschieden. Das wirklich schwere Unwetter am Abend traf uns nicht ganz unvorbereitet. Dennoch fand der Starkregen zum Teil Eingang in einige Zelte und tränkte Schlafmatten und Schlafsäcke. Gut, dass es in Autos und im Bootshaus des KC Schlafmöglichkeiten gab.
Am nächsten Morgen dann alles grau in grau, aber trocken. Manfreds gesamte Ausrüstung war am Abend vorher komplett nass geworden, so dass er vorzieht, die Tour abzubrechen und nach Hause zu fahren. Wir anderen sind so gegen halb neun schon auf dem Wasser, das uns heute ganz still und ruhig durch den Tag trägt.
Über die Konstanzer Bucht, vorbei an der 9 m hohen Imperia im Hafen, möglichst entlang des Ufers ging es in Richtung Romanshorn. Doch immer wieder müssen wir aus Naturschutzgründen oder auch wegen Begrenzungen von Badebereichen weit hinaus auf den See. Unser Tagesziel heißt Arborn, doch als wir das am Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein erreichen,eine herbe Enttäuschung. Unser Vereinshund „Struppi“ darf nicht mit auf den Platz. Wir erklären uns solidarisch, Klaus sucht einen neuen Campingplatz aus und wir müssen wieder ca. 6 km zurückpaddeln. Der Platz ist schwer zu finden, denn er liegt auf einer Anhöhe, also nicht direkt am Wasser. Wir befestigen die Boote auf den mitgeführten Bootswagen und ziehen diese über gefühlte mindestens 800 m nach oben (lt. Zeltplatzbesitzer sind es nur 200 m). Aber Struppi kann bleiben, der Rasen ist grün, es gibt Strom auch für Zelter, die Sanitäranlagen sind mehr als komfortabel. Natürlich hat das alles einen Preis, auch das Essen in der bei der Campinganlage befindlichen Gaststätte. Wir befinden uns in der Schweiz.
Wegen starker Regenfälle in den Alpen bringen die Rheinzuflüsse und die Bregenzer Ache sehr viel Wasser und damit verbunden auch viel Treibgut in den Bodensee, der derzeit einen über 1 m erhöhten Wasserstand hat, ein. Dieses Treibgut hat sich bevorzugt in der Bregenzer Bucht gesammelt und ist für Segler und auch für Paddler eine nicht zu unterschätzende Gefahrenquelle. Wir wurden mehrfach gewarnt, deshalb hat Klaus als Fahrtenleiter zur Sicherheit der Teilnehmer die Tour geändert.
Vom Campingplatz Seehorn also zurück nach Romanshorn und von dort mit der Fähre nach Friedrichshafen. Nach einem Stadtrundgang, einer ordentlichen Portion Eis und weiteren 4 km Fahrt bis zum idyllischen Platz der Kanu-Sport-Friedrichshafen, sind wir für diesen Tag am Ziel.
Unser Tagesziel Lindau am 4. Tag halten wir trotz der Routenänderung ein. Schon kurz nach 8 sind wir auf dem Wasser, denn an diesem Tag haben wir knapp 30 km vor uns. Wieder ist das Wasser ruhig, die Sonne scheint, aber am frühen Morgen noch herrlich kühl und angenehm. Die Uferbereiche ab Langenargen sind durch viele Badelustige und je näher wir Lindau kommen auch zum Teil stark mit Treibgut besetzt. Es ist also schwierig einen Mittagsrastplatz zu finden. In Kressbronn können wir trotz Treibgut aussteigen und ruhen uns auf einem schattigen Rasenplatz aus.
Wieder auf dem See sehen wir schon von weitem die vorgelagerte „Pulverschanze“. Dann endlich, wir umfahren die Lindauer Hafeneinfahrt mit dem Leuchtturm und der 6 Meter hohen Löwenskulptur. Doch wir sind noch nicht am Ziel. Der Lindauer Kanuclub kann derzeit wegen Umbau des Bootshauses keine Gäste annehmen. So müssen wir noch 4 km weiterpaddeln bis zum nächsten öffentlichen Campingplatz. Mit dem Bus geht’s am Abend noch in die Altstadt von Lindau. Leider regnet es leicht und so bleibt es bei einem kleinen Rundgang. Es folgt eine unruhige Nacht, denn der Campingplatz ist total überfüllt und unsere Zeltnachbarn waren leider nicht annähernd so müde wie wir.
Am Morgen stellen wir fest, dass das Treibgut stark zugenommen hat. Wir wählen eine andere Einstiegsstelle aus. Aus kleinen Ästen, Holzstücken, aber auch dicken Stämmen und sogar ganzen kleineren Bäumen mit Wurzeln und Geäst haben sich kleinere und größere Teppiche gebildet. Es gilt also aufzupassen, wo man sein Paddel eintaucht.
Wir verlassen Lindau über den sogenannten kleinen See. Auch hier ist eine Ausfahrt in den Bodensee durch Treibholz versperrt, aber es gibt noch eine kleine Brücke, etwas versteckt, unter der man durchfahren kann. Obwohl wir die gleiche Strecke wie am Vortag zurückfahren, gibt es doch laufend etwas Neues zu entdecken. Wieder haben wir Glück und finden eine für uns und unsere Boote genügend große Pausenstelle. Es liegt sogar ein dicker Baumstamm da, auf dem einige Platz finden. Günter sitzt auf seiner Decke und bekommt Besuch von einem hungrigen Schwan. Erst lachen wir, doch dann wird der Schwan fordernd und ungemütlich. Angelika nimmt beherzt ein Paddel in die Hand und treibt den Schwan zurück ins Wasser.
Immer wieder begegnen uns Fähren auf dem Weg nach Friedrichshafen, die an Orten wie Wasserburg, Nonnenhorn oder Langenargen anlegen und Passagiere aussteigen lassen oder aufnehmen. Auch sehen wir jeden Tag den Zeppelin, der mehrmals seine Runden über dem Bodensee fährt. In Friedrichshafen fahren wir an der Uferpromenade vorbei und bieten mit unseren 12 Booten ein buntes Fotomotiv.
Beim Zeltplatz Kanu-Sport-Friedrichshafen fühlen wir uns gleich wieder heimisch. Heute ist dort viel Betrieb. Die Drachenbootfahrer rüsten auf zur Ausfahrt. Vom Essen zurück, setzen wir uns noch eine Zeit ans Wasser und genießen den Sonnenuntergang. Kurz danach können wir ein Wetterleuchten über Konstanz bewundern. Ein Blitz nach dem anderen, der Himmel ist zum Teil taghell erleuchtet.
Auf einmal hört man auch das Donnergrollen. Das Gewitter kommt näher und wir ziehen uns, als es anfängt zu regnen, in unsere Zelte zurück. Der Wind heult und die Wellen schlagen ans Ufer, aber irgendwann bin ich doch eingeschlafen.
Donnerstag, 20.06. Viertel vor sechs. Raus aus dem Schlafsack, Luft aus der Matratze, alles einpacken, wasserdicht versteht sich, vorher geht’s nicht aus dem Zelt. Dann Katzenwäsche, denn geduscht wird abends. Frühstücken, Zelt abbauen und Boote packen, das ist der Rhythmus. Alles mittlerweile einspielt. Jeden Tag sind wir ein paar Minuten früher auf dem Wasser. Klaus als Fahrtenleiter gibt für die Tagestour die erforderlichen Instruktionen und dann geht’s los.
Heute heißt unser Ziel Überlingen, vorbei an Immenstaad, Hagnau und Meersburg. Schon von weitem erkennt man das Staatsweingut Meersburg. Ein großes gelbes Gebäude, das auf einer Anhöhe umgeben von Weinbergen thront. Auch die Burg, das Hotel „Wilder Mann“ sowie die Uferpromenade lenken ab. Dabei muss man höllisch aufpassen, denn Meersburg ist der Knotenpunkt zahlreicher Fähren u.a. zur Insel Mainau und nach Konstanz.
Kurz vor Überlingen in Unter-Uhldingen können wir die Pfahlbauten bewundern. Allerdings nur aus der Ferne. Denn das Freilichtmuseum müssen wir weiträumig umfahren. Aber mit Zoom gelingen uns doch ein paar gute Fotos.
Müde erreichen wir Überlingen und haben Glück, obwohl auch hier Hunde nicht auf dem Platz geduldet sind, dürfen wir bleiben. Nach Zeltaufbau und duschen gehen wir zum Abendessen in das Restaurant beim nahe gelegenen Segelclub. Nach einer ruhigen Nacht haben wir auch einen ruhigen Morgen. Wir umrunden heute den Überlinger See, können also die Zelte stehen lassen.
Dunkle Wälder und bis zu 100 m hohe Felswände aus Sandstein begleiten uns auf unserer Rundfahrt. Der Schiffsanleger vor der Marienschlucht ist nicht mehr in Betrieb und auch die Schlucht darf leider nicht mehr betreten werden. Einige steigen aus, kehren an der Absperrung aber wieder um. An der Mittagspausenstelle ein etwas schwieriger Ausstieg,mein Boot kippt um und ich finde mich im Wasser wieder. Bei der Hitze eigentlich eine herrliche Abkühlung. Weiter dann bei Sipplingen finden sich auf leichter Anhöhe viele Obstbäume. Ein weites Gebiet des Überlinger Sees ist abgesperrt wegen der dortigen Wasseraufbereitungsanlagen, die über 4 Mio. Menschen bis nach Stuttgart mit Trinkwasser versorgen. Am frühen Nachmittag kommen wir wieder beim PC Überlingen an. Also genug Zeit heute, einmal an der Uferpromenade zu flanieren. Wir haben Glück, auf dem Marktplatz gastieren die Bodensee-Shantymen. Wir hören eine Weile zu, bevor wir zum Essen gehen.
Auch am Samstag wieder Sonne und der See liegt ruhig vor uns. Auf dem Weg nach Konstanz umrunden wir die Insel Mainau und erhaschen dabei so manchen Blick auf die Mammutbäume, die Blumenbeete und auf eine beeindruckende Kaskade mit vielen bunten blühenden Blumen. In Konstanz angekommen verlassen Klaus und Brigitte, Patrizia und Nicole sowie Angelika die Gruppe, weil sie früher nach Hause müssen. Wir anderen bauen wir rasch unsere Zelte auf.
Heute ist kein Unwetter vorhergesagt und wir nehmen uns die Zeit, die Stadt und den Hafen einmal ausgiebiger in Augenschein zu nehmen.
Sonntagmorgen sind wir schon um 8.00 Uhr auf dem Wasser. Wir fahren amrechten Ufer und lassen die „Reichenau“ links liegen. Es läuft gut und so beschließen wir, einen kleinen Abstecher, an Allensbach vorbei, in den „Gnadensee zu machen. Danach geht es weiter durch den Zeller See bis nach Radolfzell. Hier steigen wir nochmals aus und laufen den kurzen Weg in die Stadt, um wenigstens einen kleinen Einblick zu gewinnen. Mit einem Eis auf der Hand geht es dann zurück zu den Uferanlagen. Die Boote liegen noch da, wir steigen ein und auf geht’s die letzten Kilometer über den See nach Iznang. Der Kanuclub Singen hatte am Wochenende seinen 85. Geburtstag mit einem Tag der offenen Tür gefeiert, wir haben Glück und bekommen noch ein kühles Fassbier, mit dem wir auf die erfolgreiche Bodenseeumrundung und darauf, dass wir alle wieder gesund zurück sind, anstoßen.
Im Gasthof „Seehof“gibt es leckeren Fisch, Bodenseefelchen und Saibling und so lassen wir den Urlaub ausklingen.
Am nächsten Morgen dann die übliche Hektik, Zelte abbauen, Boote aufladen, Gepäck verstauen und dann hat es jeder eilig wieder nach Hause zu kommen.
War schön, ein großes Dankeschön an unseren Fahrtenleiter Klaus, der alles wie immer gut geplant und selbst die Lokale schon zu Hause dank Internet ausgesucht hat. Und er hat versprochen, das nächste Mal auch überall anzufragen ob unser „Struppi“ mitkommen kann. (mh)